Sobald die Toilettenspülung gedrückt oder das Waschwasser in den Abfluss gelassen wird, sorgen die Männer des Kanalbetriebs für den reibungslosen Transport der Kloake zum Klärwerk in die Mainaustraße. Für diese Transportaufgabe stehen rund 540km Kanalleitungen zur Verfügung. Das Kanalnetz in Würzburg ist über Jahrhunderte gewachsen. Zunächst reichten für die Oberflächenwasserableitung einzelne Kanalstollen in Richtung Main aus; einer dieser Stollen, der Balthasar-Neumann-Kanal (Theaterstraße, Balthasar-Neumann-Promenade, Ottostraße) ist heute noch in Betrieb. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann die Abwasserentsorgung der wachsenden Stadt zum Problem. Deshalb beauftragte 1890 die Stadt Würzburg den Ingenieur Lindley mit der Planung und dem Bau der Kanalisation. Ca. 100km dieser aus Klinkersteinen gemauerten Kanäle sind heute noch in Betrieb. Ihr guter baulicher Zustand zeugt von der hohen Mauerwerkskunst der damaligen Zeit. Im 20. Jahrhundert wurde das Kanalnetz erweitert. Als Baustoffe kommen jetzt auch Stahlbeton, Steinzeug und Kunststoffe zum Einsatz. Neben den Rohrleitungen sorgen über 50 Sonderbauwerke der Regenrückhaltung und der Regenentlastung dafür, dass bei einem starken Niederschlag das Regenwasser in die Bäche und das Schmutzwasser in die Kläranlage läuft. Damit diese komplexe unterirdische Infrastruktur funktioniert, reinigen, inspizieren und warten die Kollegen im Kanalbetrieb das Netz.
Die Kanalreinigung erfolgt größtenteils mit einem Spülfahrzeug. Hier bewegt sich ein Schlauch durch den Kanal und fördert mit Hochdruck den Dreck von der Wandung in den nächsten Kanalschacht. Dort wird dieser Schlamm in das Fahrzeug gesaugt und entsorgt. Eine weitere Variante der Reinigung ist der Spülschild „Iltis“. Das Gerät wird in großen Kanälen eingebaut. Durch aufgestautes Abwasser bewegt sich der „Iltis“ wie eine Planierraupe durch den Untergrund und schiebt die Ablagerungen zusammen. Diese werden dann in Kübel eingefasst, über Tage gefördert und abgefahren. Die Kanalreinigung erfolgt je nach Schmutzanfall halbjährlich bis alle zwei Jahre. Mehrmals im Jahr werden auch die Regenüberlaufbecken von Hand mit dem Hochdruckschlauch von den Kloakenresten gereinigt.
Mit der Kanalkamera werden die Rohrleitungen auf Schadstellen inspiziert. Dazu filmt eine ferngesteuerte Kamera den Kanal und überträgt die Bilder über Tage in einen Lieferwagen. Hier sitzt der Inspekteur und protokolliert den Leitungsverlauf, wo welche Leitungen abzweigen bzw. wo die Leitung schadhaft ist. Diese Protokolle und Filme werden später im Büro ausgewertet und in das digitale Kanalkataster eingepflegt. Bei den festgestellten Kanalschäden wird die Sanierung veranlasst. Die großen Kanäle aus Mauerwerk müssen noch zusätzlich begangen werden. Dazu „gehen“ zwei Mitarbeiter durch die Röhre und kontrollieren das Mauerwerk auf Risse.
Festgestellte Schäden werden durch unsere Kanalmaurer behoben. Neben den Kanälen werden auch die Schachtbauwerke geprüft, ob z.B. die Steigeisen festsitzen oder korrodiert sind, ob ausgewaschene Fugen mit Mörtel geschlossen werden müssen und ob der Kanaldeckel klappert. Diese Mängel werden dann sofort behoben.
Eine wichtige Aufgabe des Kanalbetriebs ist die Rattenbekämpfung in den Abwasserleitungen. Besonders geschulte Mitarbeiter legen an bestimmte Stellen Giftköder in die Schachtbauwerke. Anschließend wird in kurzen zeitlichen Abständen beobachtet, wie die Köder angenommen werden. Daraus leiten sich dann die weiteren erforderlichen Bekämpfungsmaßnahmen ab.
Nicht nur im Untergrund ist der Kanalbetrieb aktiv. Nach dem Unterhalt der Abwasserleitungen ist der Betrieb auch für die Pflege der Bäche zuständig. Neben den Grün- und Gehölzrückschnitt führt der Betrieb auch Sicherungs- und Ausbesserungsarbeiten an den Bachsohlen und –böschungen aus. Im Hochwasserfall ist der Kanalbetrieb für den Aufbau der mobilen Hochwasserschutzelemente und den Absperren der überfluteten Straßen zuständig. Damit der Hochwasserschutz und natürlich auch die Abwasserbeseitigung auch in der arbeitsfreien Zeit gewährleistet sind, haben immer einige Mitarbeiter Rufbereitschaft. So können schnell die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden, wenn z.B. am Heilig Abend ein Hochwasser auftritt oder mitten in der Nacht Heizöl in die Kanalisation läuft.